... das gehört zusammen wie gutes Training und ein schneller Wettkampf. Es muss aber nicht immer mit Laufen zu tun haben. Hier bekommt ihr jeweils eine Story angeboten, die sich ums Laufen dreht, oder auch nicht.
Zahltag.
Wie oft haben wir das schon gehört? „Musst Du so viel trinken? Warum rauchst Du? Arbeitest Du nicht viel zu viel? Muss denn dieser extreme Sport unbedingt sein? Schläfst Du nicht viel zu wenig? Solltest Du nicht ein paar Kilo abnehmen? Isst Du nicht zu viel Fleisch?“
Ich könnte die Reihe noch ein wenig fortführen. Aber jeder von uns kennt das ja zur Genüge. Oft glauben andere Menschen, dass sie besser wissen, was für uns gut ist als wir selbst. Eventuell mag das sogar stimmen. Allerdings: Wer erwachsen ist, darf selbst bestimmen. Das heißt zwar nicht, dass die eigenen Entscheidungen die richtigen sind, aber es sind die eigenen. Das ist, was zählt.
Wenn ich auf diese Themen angesprochen werde, sage ich immer: „Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch. So war das schon immer und so wird das auch bleiben.“ Wer trinken will, soll trinken. Wer rauchen will, soll rauchen. Wer meint, er brauche keinen Schlaf, könne jeden Tag Party feiern und munter noch ein paar Drogen dazu einwerfen; nur zu. Wer mit extremem Übergewicht einen Infarkt einlädt oder durch sportlichen Wahnsinn den Körper auszehrt, der soll das tun. Wer sich zum absoluten Workaholic entwickelt und sein Dasein auf der Arbeit verbringt, darf das gern machen. Wer nur in den Tag hineinlebt und glaubt, dass irgendeine höhere Macht oder aber das Sozialamt das eigene Leben am Laufen hält, auch da wird es von mir keine Widerrede geben. Jeder soll tun und lassen, was er will, ich gebe meinen Segen dazu.
Es gibt nur eine Sache, für die ich meinen Segen nicht gebe. Das ist, wenn das große Jammern und Zähneklappern einsetzt, wenn eines Tages der Zahltag kommt. Wenn all die Rechnungen, die man mit dem Leben aufgemacht hat, zur Bezahlung anstehen. Die wird manchmal in Euro berechnet, manchmal allerdings auch in Form von Krebs, einem Herzinfarkt, dem Ruin oder im schlimmsten Fall mit dem Tod. Das ist eine verdammt harte Währung. Doch wenn wir ehrlich zu uns und unseren Mitmenschen sind, dann ist das gerecht. Wie heißt es so schön: „Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.“ Muss nicht immer stimmen, passt aber ziemlich oft.
Menschen, die einem ins Gewissen reden oder helfen wollen, die kalte Schulter zu zeigen und zu sagen: „Kümmere dich gefälligst um deinen Scheiß“ ist einfach. Doch wenn das sprichwörtliche Kind in den Brunnen gefallen ist, dann auch zu seinem eigenen Scheiß zu stehen und die fällige Rechnung, egal wie sie auch ausfallen mag, ohne Murren und klagen anzunehmen, das ist eine ganz andere Sache.
In meiner Zeit als Polizeibeamter habe ich gelernt, dass viele Menschen in der Lage sind, richtig wie man so sagt, „Scheiße“ zu bauen. Aber anschließend für ihre „Scheiße“ einzustehen, das können nur die wenigsten. Leider.
Jedem von uns kann es passieren, dass vielleicht schon der morgige Tag ein Zahltag ist. Man weiß nie. Wir machen Rechnungen auf und sollten immer daran denken, dass wir sie auch bezahlen müssen. Niemand sonst nimmt uns das ab. Mit diesem Wissen macht es durchaus Sinn, jede einzelne unserer Entscheidungen zu überdenken. Vielleicht nur mit einem Satz: „Bin ich bereit, den Preis dafür zu zahlen?“ Mehr braucht es nicht.
Thomas Knackstedt