Sie laufen und laufen...     

        

Die Delligser Läufer sind viel unterwegs. Hier werdet ihr immer wieder Berichte von den Wettkämpfen der Delligser finden. Natürlich gibt es auch mal eine Homestory oder ein wenig Laufkunde. Lasst euch überraschen..

 

Wer unsere Gruppe nicht kennt: Wir laufen seit 1998 zusammen und sind mittlerweile über 20 Marathon- und Ultraläufer. 2008 haben wir in der Gruppe die schnellste Laufdurchquerung Deutschlands zu Fuß hinbekommen. Nach 2 Tagen und 22 Stunden waren wir in einer Staffel, ohne Unterbrechung, von Österreich nach Dänemark gelaufen. Ansonsten waren wir als Mannschaft bei den großen Marathons und Ultraläufen sehr erfolgreich und verfügen auch über ein paar verdammt schnelle Läuferinnen und Läufer. 


 

Legen wir also los...

 


Gelassenheit ist gefragt.


Ich weiß, nicht jeder kann sich Gelassenheit leisten. Als wir noch jung und dynamisch waren, mit zwei Vollzeit-Jobs, zwei Kindern, zwei Hunden und zwei Pferden, so wie jeder Menge sportlicher und gesellschaftlicher Verpflichtungen, war Gelassenheit ein Fremdwort. Heute sieht das, jedenfalls bei mir, komplett anders aus. Die Kinder sind aus dem Haus, der Job war einmal, die Pferde gibt es nicht mehr und der eine Hund ist ein Goldstück. Ich habe Zeit; sehr viel Zeit. Und kein all zu großes Interesse diese Zeit mit stresstreibenden Handlungen zu füllen. So wird der Samstag vor einem Langen Lauf so un-zeitintensiv wie möglich verbracht.


Erst einmal ausschlafen. Dann in aller Ruhe, umfangreich und lecker frühstücken. Es folgt ein Blick in die Zeitung. Danach ein sehr langsamer Spaziergang mit der Liebe meines Lebens und unserem großen Fellknäuel. Danach ein Müsli und, in meinem Alter unumgänglich, ein kleines Schläfchen. Danach Kaffee und Kuchen (Sabine, Danke für diese leckeren Kuchenstücke) vor der Glotze. Es läuft Biathlon. Dann noch ein bisschen den Hund streicheln. Urplötzlich kommt die Lust, auf eine Runde Fahrrad. Wieso nicht? Also locker eine Stunde auf dem Gravelbike verbracht. Sehr schön. Dann gibt es bald Abendbrot, einen Glühwein, und anschließend das Sofa und einen Film. Was für ein schöner Samstag.



So um die Jahrtausendwende in Paderborn war 

alles andere als Gelassenheit angesagt.


Aber Morgen früh, wenn der Dreißiger auf dem Plan steht. Dann ist Schluss mit Lustig. Dann packen wir die Gelassenheit für ein paar Stunden zur Seite und strengen uns an. Sicher? Ganz sicher! Danach darf gern wieder ein paar Gänge zurückgeschaltet werden.



Thomas Knackstedt



Unter Wölfen.


Der dritte Lange Lauf der Vorbereitung stand an. Mit minus 4 Grad war es am Start eiskalt. Aber die Sonne stand schon über den Bergen und es war abzusehen, dass wir am Ende der Langstrecke ein bisschen mehr Wärme erwarten durften.


Leider mussten Annike und Natascha erkältet absagen. Am Treffpunkt fanden sich Jacqueline, Louisa, Sarah, Kathrin, Petra, Marco, Jan, Karsten, Roman und ich ein. Jacqueline und Louisa waren gestern bereits lang gelaufen. Sie wollten mit Sarah einen lockeren 10er absolvieren. Kathrin und Petra hatten sich liebenswerterweise bereit erklärt, uns bei Kilometer 10 und 20 zu versorgen. Dazwischen wollten sie ebenfalls 10 Kilometer laufen.


Die Strecke war heute so anstrengend wie wenig abwechslungsreich. Aber: Das muss auch mal sein, da es nicht nur die Beine, sondern auch den Kopf stärkt. Wir liefen von uns durch den Ort bis zur Bundesstraße 3. Dort ging es bergauf bis zur Stroiter Mühle. Dort war Verpflegungspunkt Kilometer 10. Danach ging es weiter an der B3 bis kurz hinter Brunsen. Dor war der Wendepunkt und es ging auf der gleichen Strecke zurück. Wieder an der Stroiter Mühle war der Verpflegungspunkt Kilometer 20. Dann wurden die letzten 10 Kilometer in Angriff genommen. Das Tempo sollte alle 10 Kilometer gesteigert werden.


Jan lief vorweg. Karsten und Marco folgten ihm. Roman und ich bildeten die Nachhut. Bei Kilometer 5 musste Marco leider aussteigen. Beschwerden an der Achillessehne machten ihm ein Weiterlaufen nicht möglich. Das ist bitter und wir alle hoffen, dass er diese Beschwerden so schnell wie möglich beheben kann.



Jan beim Hannover Marathon.


Bei Kilometer 10 warteten Petra und Kathrin auf uns. Jan und Karsten hatten sich bereits verpflegt. Wir hatten, wieder einmal, festgestellt, dass Roman nicht gern bergauf läuft. Doch wir waren alle gut in der Zeit. Jetzt ging es zum Wendepunkt. Roman ist ja auch schon ein „alter Sack.“ Aber ich bin dagegen ein „ganz alter Sack.“ Bei den Langen Läufen kann ich dann hier und da noch was erzählen. Ich erklärte Roman, dass wir nicht weit entfernt an einem Wolfsrudel vorbeilaufen werden. Der Besitzer der Tiere arbeitet für einen Tierpark und hat in seinem Zuhause, gut abgesichert, mehrere Wölfe. Roman schaute mich nur groß an und dachte wohl, dass ich ihn verkaspern wollte. Als wir dann aber an dem Grundstück vorbeiliefen, setzte auf einmal ein vielstimmiges Wolfsgeheul an. Wir sahen uns an, lachten und liefen gleich ein wenig schneller. Jan und Karsten kamen uns vor dem Wendepunkt entgegen. Die beiden sahen verdammt schnell aus.



Karsten, ebenfalls in Hannover.


Wieder an der Stroiter Mühle hatten Jan und Karsten schon den weiteren Lauf angetreten. Roman und ich waren auch ein wenig schneller geworden, aber mit den Beiden konnten wir nicht mithalten. Wir versorgten uns, bedankten uns bei Petra und Kathrin, die ihre 10 Kilometer ebenfalls ohne Probleme gelaufen waren, und machten uns auf die letzten 10 Kilometer. Bei Roman wurden die Beine jetzt etwas schwer. Bei mir fing der kleine Zeh immer heftiger zu schmerzen an. So schleppten wir uns mit unseren Problemchen zum Abschluss durch Delligsen und versuchten das Tempo zu halten. Am Ende waren wir froh, als der Dreißiger zu Ende war.



Roman und ich beim Magdeburg Marathon.


Die Ergebnisse waren von sehr gut bis okay. Jan ist mit 2:09 Stunden eine Klasse-Zeit gelaufen. Das wird ihm genau so Mut machen, wie Karstens 2:19 Stunden heute. Karsten hatte im letzten Jahr so viele körperliche Probleme beim Laufen, dass dieses Ergebnis, ohne jedes Wehwehchen ganz stark ist. Roman und ich waren nach 2:38 Stunden im Ziel. Wir hatten unsere 10 Kilometer Abschnitte auch steigern können, wenn auch nicht sehr deutlich. Was am Ende zählte: Wir waren zufrieden mit unserem Lauf. Es gibt Tage, da geht es ganz genau darum.



Thomas Knackstedt



Überraschung.


Ich trainiere jetzt seit über 26 Jahren Läuferinnen und Läufer, die gern einen Marathon oder noch längere Strecken laufen wollen. Eins habe ich dabei gelernt: Vor Überraschungen ist man niemals sicher.


Trotz schlechten Wetters waren wieder 15 Läufer beim Training. Annike, Natascha, Kathrin, Louisa, Mario, Arne, Jan, Karsten, Pelle, Messer, Roman, Jan-Luca, Jarno, Johannes und ich wollten ein Intervall-Training ableisten. Die Aufgabe war einfach: Wir laufen uns knapp zwei Kilometer warm. Danach folgen 9 Kilometer, nach Grünenplan und zurück, im 3 / 2 / 1 Modus. Also drei Minuten langsamer Lauf, zwei Minuten Tempo anziehen, eine Minute alles, was geht. Davon 7 oder 8 Wiederholungen. Dazu ist schon eine gewisse Fitness notwendig.


So fanden sich nach dem Warmlaufen die Gruppen in ihrem Tempo zusammen. Vornweg die schnellen Hirsche, der Rest dahinter. Das Training dieser Gruppen lief reibungslos. Da weiß jeder, was er zu tun hat.



Trainingsgruppe mit Holzstapel und Hund.


Ich lief gestern mit Louisa zusammen. Jürgen fällt momentan aus und ich wollte mal schauen, wie der Zustand bei unserem Nachwuchs so aussieht. Louisa will im April in Hannover den Halbmarathon laufen. Da sie noch nie ein 3 / 2 / 1 Training absolviert hat, wusste ich nicht, was sie da leisten kann. Es war also Vorsicht geboten. Schließlich wollten wir ja zusammen ankommen. Und dieses Training ist anstrengend.


Wir starteten sehr langsam, zogen dann im ersten Durchgang das Tempo an und gaben dann Vollgas. Schon da war ich überrascht, wie schnell Louisa laufen kann. Aber ob sie in diesem Tempo die Wiederholungen schafft? Ich war skeptisch. Doch mit jedem Durchgang staunte ich mehr. Das Mädchen kann verdammt schnell laufen. So absolvierten wir insgesamt sechs Wiederholungen bei denen Louisa bei der Tempominute teilweise ein Tempo von unter 4 Minuten auf den Kilometer durchhielt. Hut ab! Das hätte ich nicht gedacht. Da wir uns zwischendurch auch noch unterhalten konnten, war von einer Überforderung nichts zu spüren. Bei der letzten Tempoeinheit lief Johannes an unserer Seite. Sein Kommentar: „Wahnsinn. Das war verdammt schnell.“


In so einem Fall sind dann auch die Computer an den Handgelenken meiner Läufer mal von Nutzen. Ich selbst nutze so etwas nicht, aber nach diesem Training ließ ich mir Louisas Datenblatt zum Training senden. Was ich da sah, gefiel mir außerordentlich. Tempo und Puls standen sehr gut in Korrelation. Louisa hatte zwar große Teile des Trainings in hohen Pulsbereichen absolviert, war aber in den Regenerationsphasen auch deutlich erkennbar wieder mit dem Puls runtergekommen. Das Diagramm sah nicht aus, wie das eines absolut durchtrainierten, topfitten Läufers. Dazu waren die Pulswerte insgesamt zu hoch. Aber es war klar erkennbar, dass bei Louisa jede Menge Potential vorhanden ist. Wenn sie ihre Grundlagenausdauer weiter verbessert, wird sie einen großen Schritt nach vorn machen.


Momentan ist die Gruppe so groß geworden, dass ich mich, was die Fitness der einzelnen Lauftreff-Mitglieder angeht, nicht mehr um jeden explizit „kümmern“ kann. Da in den anderen Tempogruppen allerdings so alte Hasen wie Karsten oder Mario dabei sind, ist das nicht weiter schlimm. Auch alle anderen Läuferinnen und Läufer wissen mittlerweile ganz genau, was ihnen guttut und was nicht. Insofern wird die Entwicklung der Gruppe weiter voranschreiten. Das es dabei zu so positiven Überraschungen wie gestern Abend kommt, lässt für die Zukunft hoffen.



Thomas Knackstedt