Sie laufen und laufen...
Unsere Läufer sind viel unterwegs. Hier werdet ihr immer wieder Berichte von unseren Wettkämpfen finden. Natürlich gibt es auch mal eine Homestory oder ein wenig Laufkunde. Lasst euch überraschen..
Wer unsere Gruppe nicht kennt: Wir laufen seit 1998 zusammen und sind mittlerweile über 20 Marathon- und Ultraläufer. 2008 haben wir in der Gruppe die schnellste Laufdurchquerung Deutschlands zu Fuß hinbekommen. Nach 2 Tagen und 22 Stunden waren wir in einer Staffel, ohne Unterbrechung, von Österreich nach Dänemark gelaufen. Ansonsten waren wir als Mannschaft bei den großen Marathons und Ultraläufen sehr erfolgreich und verfügen auch über ein paar verdammt schnelle Läuferinnen und Läufer.
Legen wir also los...
Vor dem Marathonstart.
Das letzte Mittwochtraining vor dem Marathonstart ist immer etwas Besonderes. Heute waren mit Jacqueline, Louisa, Ulrike, Annike, Jürgen, Mario, Marco, Karsten, Jörn, Roman, Jan, Jarno, Messer, Arne und mir 15 Läuferinnen und Läufer vor Ort. Nicht schlecht.
Am Wochenende wollen Jacqueline, Annike, Eileen, Natascha, Jan, Roman und Marco beim München Marathon starten. Sie blieben beim heutigen Training auf der Laufbahn des Sportplatzes, um dort das Marathon Renntempo zu festigen. In der bewährten 7 x 700 Meter Abschluss-Laufeinheit wird das Tempo für den Start am Wochenende noch einmal eingeübt und gefestigt.
Annike...
Der Rest der Gruppe lief eine 10 Kilometer Runde über Kaierde und Delligsen. Natürlich locker und flockig, da für sie kein Wettkampf ansteht.
Vor dem Trainingsbeginn gab es von mir eine kurze Analyse zum Leinetallauf in Alfeld. Da gab es aus meiner Sicht Licht und Schatten. Für das anstehende Marathonergebnis spielen diese Test-Wettkämpfe allerdings ohnehin keine Rolle. Wie ich die Chancen und Möglichkeiten meiner Läuferinnen und Läufer in München einschätze, werdet ihr hier in den nächsten Tagen lesen.
... und Jan beim Leinetallauf.
Ich lief heute hauptsächlich mit Mario, Karsten und Jörn zusammen. Montag und Dienstag fühlte ich mich absolut laufunfähig. Heute ging der Trainingslauf allerdings sehr gut. Das hätte ich nicht gedacht. Das Wetter spielte insofern mit, dass es nicht regnete. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgte allerdings dafür, dass wir ordentlich ins Schwitzen kamen.
Thomas Knackstedt
Schnelle Rennen bei besten Bedingungen.
Der 27. Alfelder Leinetallauf sah, bei besten Bedingungen, vor allen in den Läufen über 5 und 10 Kilometer zwei sehr schnelle, gut besetzte Rennen. Bis auf heftigen Wind, der den Läuferinnen und Läufern in den Leinwiesen entweder direkt ins Gesicht blies oder sie nach vorn trieb, waren die Bedingungen ideal. Sonne, nicht zu hohe Temperaturen und eine schnelle Strecke waren Garanten für gute Zeiten.
Auf der 5 Kilometer Strecke liefen gleich 4 Frauen unter 20 Minuten. Bei den Männern schafften das 9 Läufer. In diesem Rennen ging unser Jarno an den Start. Er landete am Ende auf dem 14. Platz und gewann die Altersklasse MJU23. Seine Zeit: 21:01 Minuten. Ganz ehrlich? Ich hätte nicht gedacht, dass er schon so schnell ist. Meine Hochachtung.
Jarno hat heute "einen rausgehauen."
Die 10 Kilometer waren das Top-Rennen der Veranstaltung. Bei den Frauen lief Svenja Pingpank sagenhafte 33:46 Minuten. Das ist herausragend und in Niedersachsen ganz weit oben angesiedelt. Sie lief nur 10 Sekunden hinter dem Sieger der Männer ein. Platz 2, und der Sieg in der Altesklasse W35 war für Annike drin. Sie lief 41:17 Minuten. Dabei teilte sie sich das Rennen ordentlich ein und verlor in der zweiten Hälfte 43 Sekunden.
Mehr Dynamik geht nicht: Annike.
Auf Platz 4 bei den Frauen landete unsere Ulrike. Ich hatte sie mit einer 44:59 Minuten getippt und tatsächlich lief sie eine 45:03 Minuten. Damit gewann sie die Altersklasse W50. Sie war die einzige unseres Teams, die es schaffte in Hälfte zwei 8 Sekunden schneller als in der ersten Hälfte zu sein. Dafür gibt es vom Trainer ein fettes Sonderlob.
45:03 Minuten! Ulrike zeigt, was sie kann.
Beim Männerfeld auf den 10 Kilometern liefen die ersten 3 Läufer unter 35 Minuten (Siegerzeit von Moritz Hartmann: 33:36 Minuten). Insgesamt blieben 11 Läufer unter 40 Minuten. Jan machte am Anfang genau das, was er nicht machen sollte. Er reihte sich auf dem ersten Kilometer in die Spitzengruppe ein und lief das extrem hohe Tempo mit. Das sorgte leider dafür, dass er für die zweite Runde des Kurses 1:19 Minuten länger brauchte als für Runde 1. Mit seiner Zeit von 38:28 Minuten blieb er zwar hinter seinen Möglichkeiten, doch der Sieg in der Altersklasse M40 und ein guter 7. Gesamtplatz sprangen dabei heraus.
Jan bei Kilometer 5 im Stadion.
Mein Fazit heute: Eine Woche vor dem München-Start sind unsere Läuferinnen und Läufer gesund und belastbar. Bei den Vorbereitungs-Wettkämpfen waren die Ergebnisse okay, wobei ich mir hier und da schon schnellere Zeiten erhofft hätte. Mit einem guten Ergebnis in München ist das jedoch ohnehin Schnee von gestern.
Was unsere „Neuen“ Ulrike und Jarno angeht, sage ich: Merkt euch diese Namen. Beide sind überhaupt noch nicht richtig in die Gruppe eingestiegen, was gezielte Vorbereitungen, hohe Trainingsumfänge und fokussiertes Training angeht. Was sie jetzt schon zeigen, ist beachtlich. Das muss nicht, kann aber, richtig gut werden.
Thomas Knackstedt
Die Generalprobe im Langen Lauf.
Gleich vorweg: Eines hat mich mein Marathon-Lehrmeister Andreas vor knapp 30 Jahren ganz früh gelehrt: „Ergebnisse auf Unterdistanzen auf den Marathon umzurechnen ist komplett unrealistisch und manchmal auch gefährlich.“ Bis heute hat sich für mich an diesem Grundsatz nichts geändert. Er ist und bleibt Fakt.
Insofern gibt es für den Marathonstart keine Generalprobe. Auch wenn ganz viele Marathonläufer das gern hätten. Ob man richtig oder falsch trainiert hat, ob man eine gute oder suboptimale Renntaktik wählt, ob man das Rennen mental stark oder schwach angeht, all das entscheidet sich am Tag des Wettkampfs.
Ich habe das meinen Läufern schon oft gesagt: Der Berg, den es zu erklimmen gilt, ist die Vorbereitung. Durch die muss man durch. Der Marathonstart ist die Belohnung. Den Marathon DARF man laufen, um sich für die Vorbereitung zu belohnen. An der Startlinie des Marathons muss sich jeder Läufer darüber im Klaren sein, was er für diesen Start getan hat und was nicht. Er muss wissen, was er sich zutrauen kann und wie er mit den gegebenen Umständen, also Wetter, Temperatur, Strecke, umgeht. Macht er in dieser Analyse keine Fehler und hat in der Vorbereitung gut gearbeitet, steht einem Erfolg nichts mehr im Wege.
Wie komme ich jetzt darauf? Ganz einfach: Am Sonntag haben unsere München-Starter den letzten Langen Lauf der Vorbereitung absolviert. Nach 27 Jahren Marathonlauf weiß ich genau, wie sich dieser letzte Lange Lauf anfühlt. Man interpretiert eine Menge hinein, aber für den Start beim Wettkampf ist er eigentlich ohne große Bedeutung. 14 Wochen Training lassen sich nun mal nicht an einem Trainingslauf festmachen. Dazu gehört viel, viel mehr.
Roman, Annike und Jacqueline bei Kilometer 9.
Annike, Roman und Jan trafen sich bei uns. Jacqueline begleitete die ersten 10 Kilometer. Marco stieß später zur Gruppe. Ich lief mit Roman die Kilometer von 10 bis 20 mit. Das Wetter war optimal. Die gewählte Strecke Delligsen-Grünenplan-Delligsen-Varrigsen-Delligsen-Kaierde-Delligsen wies deutlich mehr Höhenmeter auf als beim Marathonstart in München auf die Läufer warten.
Auf dem ersten 10er Abschnitt legte Jan los. Er beendete dieses Drittel deutlich vor den anderen. Im zweiten Teil der Strecke liefen Annike, Roman und ich zunächst 5 Kilometer zusammen, ehe Annike davonzog. Diesen 10er Abschnitt liefen Roman und ich in 49 Minuten. Zum Schluss wartete der Abschnitt nach Kaierde auf die Läufer. Da lief jeder sein eigenes Rennen.
Wieder am Ausganspunkt angekommen, waren die Erkenntnisse unterschiedlich. Jan war mit seiner Leistung nicht zufrieden. Am Ende seiner 32 Kilometer hatte es ihm, nach eigenem Empfinden, zu sehr gehakt. Da war das Tempo nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.
Nach dem Lauf: Jan hat ordentlich geschwitzt
und Arkadi freut sich.
Annike und Roman waren ebenfalls der Meinung, dass sie mit dem gewählten Marathon-Renntempo nicht so wirklich hingekommen sind. Wobei sie ihre gewählten Zeiten ungefähr trafen.
Wie schon oben erwähnt: Ich kenne diese „Abschlussläufe“ aus eigener Erfahrung zur Genüge. Man sollte dort nicht zu viel hineininterpretieren. In zwei Wochen zählt es. Nicht jetzt. Ich habe die Vorbereitungen der Läuferinnen und Läufer verfolgt und mir mein Bild gemacht. Keiner von ihnen geht unvorbereitet ins Rennen. Die Starter sind alles andere als „Marathon-Grünschnäbel.“ Sie alle wissen, wie es geht. Und was sie richtig, oder auch falsch gemacht haben, dafür gibt es in zwei Wochen die absolute Gewissheit. Am Tag des Marathonstarts. Und nur der zählt. Alles andere ist dann Makulatur.
Thomas Knackstedt