N E U : 22. Oktober 2024   


Die Startseite hat die Homestory zum Magdeburg Marathon.


Link oder Leben hat den Pressebericht zum Mageburg Marathon.


Laufen berichtet über eine Begleiterscheinung.


Link oder Leben trainiert unter "Flutlicht."


Schreiben hat einen neuen Text für Euch.


Laufen berichtet über Leistung und Top-Leistung.


Link oder Leben läuft mit Begleitung. 


Laufen hat das Mittwochtraining.



   Vom Laufen und Schreiben...  

 

...berichtet diese Website. Zum einen geht es allgemein um eine der schönsten Nebensachen der Welt; das Laufen. Im Besonderen werden die Läufer des Delligser Lauftreffs "unter die Lupe" genommen. Wettkämpfe, Vorbereitungen, Homestories und mehr.  

 

Dazu wird geschrieben. Über das Laufen, das Leben, die Liebe, und jedes andere Thema, das sich mit schwarzen Buchstaben auf weiße Seiten schreiben lässt.   

 

Im Bereich "Laufen" findet ihr Wettkampfberichte und Aktuelles von den Delligser Läufern.

 

"Schreiben" wird euch mit ein wenig Lesestoff versorgen. "Link oder Leben" hält den ein oder anderen Tipp für Euch parat und macht auf interessante Seiten aufmerksam. Im "Gästebuch" könnt ihre berichten, wie Euch die Seite gefällt, oder auch nicht.     


 

 


„Dienstreise“ mit hohen Erwartungen.


Es ist wieder einmal soweit: Der Wecker klingelt um 5 Uhr morgens. Das ist so überhaupt nicht meine Zeit zum Aufstehen. Ein Großteil meiner Freunde und Bekannten leidet ja unter Schlafstörungen. Für die wäre das jetzt okay, für mich ist es eine Katastrophe. Aber es hilft nichts. Der Magdeburg Marathon wartet nicht darauf, dass ich ausgeschlafen habe. Also raus aus den Federn.



Arkadi denkt auch, dass der Alte spinnt. Mitten in der Nacht Gassi gehen? Was soll das denn? Andererseits ahnt er natürlich, dass da was in der Luft liegt. Chefin und Chef wollen ausfahren und ich darf mit. Super!



Kurze Zeit später fahren Annike und Roman vor. Es kann losgehen. Natürlich ist die Spannung greifbar. Annike, Roman und ich stellen uns dem Marathon. Für die beiden geht es um etwas, für mich nicht. Das macht die Sache aber nicht besser. Ich bin mittlerweile ziemlich alt, habe für diesen Start viel zu wenig trainiert und setze eher auf das Prinzip Hoffnung als auf meine Ausdauerfähigkeit. Andererseits bin ich fest entschlossen Roman unter die Vier Stunden Mauer zu bringen. Er hat so gut trainiert und braucht vielleicht nur ein wenig Begleitung, um seine gute Form in eine neue Bestzeit zu gießen. Annike dagegen weiß genau, wie man einen Marathon läuft. Sie will ihre Bestzeit unter die 3:15 Stunden bringen. Wenn sie einen guten Tag erwischt und nicht gerade eine Mega-Konkurrenz am Start ist, kann sie aufs Treppchen laufen. Darüber reden wir, während Kathrin uns sicher und wohlbehalten Richtung Magdeburg fährt.


Schon nach den ersten Kilometern holen wir die Stullen raus. So ein Frühstück im Auto ist ein Marathon-Klassiker für uns. Es ist halb Sieben und wir haben noch zweieinhalb Stunden bis zum Start. Ich schiebe mir zwei Mettwurstbrote und ein Honigbrot rein, dazu gibt es einen großen Becher Kaffee. Auch Annike und Roman futtern sich die nötigen Kalorien für den Lauf an. Kurz vor Magdeburg halten wir an einem Autohof. Auch das gehört zum Standartprogramm. In aller Ruhe noch einmal auf eine saubere Toilette zu gehen, kann vor dem Start Wunder wirken.



Dann erreichen wir das Messegelände in Magdeburg. Kaum angekommen stoßen Sabine und Sigurd zu uns. Das freut mich ungemein. Sie werden, zusammen mit Kathrin und Arkadi unseren Support darstellen. Bessere Unterstützung kann sich niemand wünschen. Zudem werden Kathrin und Sigurd fotografieren, damit wir unsere Erfolge, oder auch Niederlagen, später im Bild festgehalten haben.


Wir holen die Startunterlagen ab und für mich beginnt der erste schwere Akt des Marathonlaufs. Die Startnummer muss gerade aufs Shirt. Ich stelle immer wieder fest, dass das oft schwieriger zu bewerkstelligen ist als der anschließende Lauf. Aber heute klappt das schon im vierten Versuch. Annike wirkt jetzt ziemlich angespannt. Roman scheint da wesentlich lockerer drauf zu sein. Wir trennen uns von unseren Unterstützern, suchen vor der Messehalle noch einmal ein Dixie auf und dann geht es in den Startblock.


Magdeburg ist ein Marathon der kurzen Wege. Der Parkplatz vor dem Messegelände ist riesig. Die Hallen bieten unglaublich viel Raum. Es gibt jede Menge Helfer, so dass niemand lange in einer Schlange warten muss. Der Start ist von der Halle nur einen Steinwurf entfernt. Ist man dann im Ziel fällt man direkt in die Duschen. Was will man mehr. Hier wird für den Läufer der Comfort noch ganz großgeschrieben. Schon aus diesen Gründen mag ich diesen Marathon sehr.



Im Startblock postieren Roman und ich uns etwas weiter hinten. Wir haben es heute nicht eilig. Wir wollen eine 5:15 Minuten auf den Kilometer angehen. Romans Bestzeit ist 4:01 Stunden. Wir laufen auf eine Endzeit von 3:40 Stunden. Das ist zwar ziemlich ambitioniert, aber Roman könnte das draufhaben. Allerdings ist jetzt schon die Sonne draußen. Vielleicht wird es nachher, jedenfalls für den Oktober, ziemlich warm. Wir werden sehen. Annike steht weit vor uns. Sie schaut sich ganz genau im Starterfeld um und ist dabei extrem konzentriert. Roman stößt mich an, zeigt auf Annike und sagt: „Schau mal. Annike guckt schon wieder, als ob der Hund gestorben wäre. Das ist immer so vor dem Start.“ Ich lache los. Was für ein Spruch! Jetzt schauen wir uns selbst um. Wir erkennen eine Läuferin, die vor kurzem, beim Halbmarathon in Hannover, deutlich vor Annike im Ziel war. Die restlichen Läuferinnen sind uns unbekannt. Roman zeigt auf eine schlanke, durchtrainiert wirkende Läuferin hinter Annike. Könnte das Konkurrenz sein? Ich schaue mir die Frau an und sage zu Roman: „Keine Konkurrenz. Die hat Kopfhörer im Ohr. Die kann nichts.“ Jetzt muss Roman lachen.



Der Startschuss erschallt und los geht es. Das Feld läuft zunächst zweieinhalb Kilometer geradeaus auf einer breiten Straße. Wir finden unser Tempo ziemlich schnell, sind sogar etwas zügiger, und laufen das auf den ersten 10 Kilometern konstant. Bei Kilometer 10 liegen wir eine Minute vor unserer Marschtabelle. Für mich ist es jetzt Zeit Roman eine kleine Marathonweisheit zu eröffnen: „Wir sind ein bisschen zu schnell. Wir haben unser Tempo ganz gut gehalten und sind trotzdem auf den gesamten 10 Kilometern ständig von anderen Läufern überholt worden. Das ist ein gutes Zeichen. Fast alle laufen viel zu schnell los. Merk dir die Gestalten, die an uns vorbeihuschen. Einen Großteil davon werden wir demnächst wiedersehen.“ Roman nickt und weiter geht es.


Kurz nach Kilometer 10 steht Kathrin an der Strecke. Sie kann uns Infos zu Annike geben. Die liegt, mit deutlichem Abstand, auf Platz 2 des Frauenfeldes. Jetzt wird es in der Sonne schon kuschelig warm. Roman merkt das kaum, da er als passionierter Angler ständig nach „Angel-Hot Spots“ Ausschau hält. Wir laufen schließlich seit ein paar Kilometern direkt am Elbufer entlang und Roman kriegt sich, ob der vielen wunderbaren Angelstellen, kaum ein. Die Sorgen hätte ich jetzt auch gern. Bei Kilometer 16 laufen wir zunächst an Sabine vorbei, die uns mitteilt, dass Annike drei Minuten hinter der Führenden liegt. Kurze Zeit später überholen wir die Frau mit den Kopfhörern und ich sage zu Roman: „Habe ich dir doch gesagt.“ Nach und nach sammeln wir jetzt tatsächlich einen Teil der Läufer ein, die vorhin so schneidig an uns vorbeigerannt sind. Ein gutes Gefühl. Jetzt winkt Roman auch noch einer Truppe Angler zu, die auf dem Weg zum Elbufer sind. Ich glaube es nicht.


Während wir unterwegs sind, fällt mir urplötzlich auf, dass ich bis Kilometer 15 nichts getrunken habe. Das sollte einem alten Marathon-Hasen wie mir eigentlich nicht passieren. Doch niemand ist unfehlbar. Ich hoffe, dass sich das nicht rächt. Roman ist noch immer gut drauf und wir liegen Sekundengenau auf unserem Renntempo. Beim Halbmarathon gehen wir in 1:49 Stunden durch. Alter Schwede, das ist gut. So geht es weiter, bis wir Kilometer 28 erreichen. Ich bilde mir ein, die Signale meines Körpers ziemlich gut wahrzunehmen, vor allem beim Marathonlauf. Jetzt spüre ich meine Oberschenkel und habe sofort das Gefühl, dass wir in diesem Tempo noch ein paar Kilometer weiterkommen, aber ganz sicher nicht bis ins Ziel. Während ich das denke, schaue ich zu Roman und achte auch auf seine Atmung. Nach meiner Einschätzung gilt für ihn dasselbe. Auf den letzten Kilometern hatte Roman immer wieder auf seine Uhr geschaut und mir mitgeteilt, dass sein Puls sich ständig zwischen 180 und 190 Schlägen bewegen würde. Das machte ihm Sorgen. Ich gab ihm den Tipp: „Schau einfach nicht auf deine Scheiß-Uhr.“ Roman weiß, was ich von diesen Laufuhren halte. Ich bin halt ein Analog-Fan. Und tatsächlich: Er lässt es sein. Allerdings war mir jetzt klar: Wir müssen ein bisschen langsamer machen.



Bei Kilometer 30 laufen wir an Kathrin vorbei. Die sagt uns, dass Annike jetzt nur noch zwei Minuten hinter der Führenden ist. Ich sage zu Roman: „Die holt sie ein.“ Er erwidert: „Glaubst du wirklich?“ Ich entgegne, dass ich mir da sehr sicher bin. Wenn jemand ab Kilometer 30 Zeit verliert, handelt es sich am Ende nie um Sekunden. Da gehen Minuten schneller weg, als man denkt. Und bei Annike bin ich mir ziemlich sicher, dass sie sich ihr Rennen gut einteilt. Doch momentan müssen wir uns mehr um uns, als um Annike kümmern, denn als wir Kilometer 33 erreichen, passiert es.



Roman hat einen Krampf im Oberschenkel! Er steht neben mir und massiert seinen Oberschenkel mit den Händen. Ich schaue auf die Uhr und denke: „Bitte nicht! Lass den Lauf hier jetzt nicht zu Ende gehen. Wir haben noch 9 Kilometer, und dafür haben wir über eine Stunde Zeit. So ein Krampf ist kein Beinbruch. Wir kriegen das hin.“ Ich bleibe ruhig und sage zu Roman: „Kein Problem. Wir haben jede Menge Zeit. Geh ein paar Meter und dann laufen wir ganz langsam weiter. Niemand treibt uns.“ Das funktioniert. Wir kommen wieder ins Laufen. Allerdings muss ich jetzt feststellen, dass mein rechter Fuß nicht mehr so will wie ich. Die Fußsohle brennt und macht Probleme. Ich versuche das zu ignorieren.


Bei Kilometer 35 stehen wir zum zweiten Mal. Roman hat wieder einen Krampf. Auch jetzt bewahren wir Ruhe, gehen ein paar Schritte, massieren, und laufen dann langsam wieder an. So kommen wir dem Ziel mit jedem Schritt näher. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir Zeit verlieren, aber nicht so viel, wie wir denken. In diesen Situationen glaubst du, dass du den Zielstrich niemals mehr erreichen wirst. Dabei musst du dir nur immer sagen, dass dich jeder Schritt, egal wie langsam und kurz er auch gesetzt sein mag, dich dem Ziel näher bringt. Genau das machen wir jetzt.


Bei Kilometer 41 schleppen wir uns mehr voran, als das wir laufen. Aber wir kommen voran. Ich merke jetzt, dass ich komplett dehydriert bin und nur noch mühsam die Füße voreinander bekomme. Für den einen Kilometer wird das aber noch funktionieren. Mir fallen gleich ein paar Steine vom Herzen, als wir, Hand in Hand, durch den Zielbogen laufen. Die Uhr bleibt bei 3:44 Stunden stehen. Eine fantastische neue Bestzeit für Roman. Annike erwartet uns bereits und wir können uns gegenseitig gratulieren. Ich spüre, dass ich mich irgendwo festhalten muss, ansonsten liege ich gleich auf dem Boden. Das will ich meinen Mitstreitern dann doch lieber ersparen.


 


Es ist kein gutes Gefühl, wenn man spürt, dass die Freunde sich Sorgen um einen machen. Genau dieses Gefühl habe ich im Ziel. Ich weiß, dass ich wacklig auf den Beinen bin und mir schwummrig ist. Ich weiß aber auch, weshalb das so ist. Ich genehmige mir ein paar Becher Cola, um so schnell wie möglich wieder auf dem Posten zu sein. 



Es dauert eine knappe halbe Stunde, bis ich mich wieder einigermaßen gut fühle. Eines weiß ich in diesem Moment genau: Ich werde in meinem Leben keinen Marathon mehr laufen, wenn ich zuvor dafür nicht ordentlich trainiert habe. Soviel steht fest.



 


Der Rest unserer „Dienstreise“ ist dann ein rauschendes Fest. Eine Siegerehrung mit allem Drum und Dran. Ganz oben auf dem Treppchen unsere Annike. Dazu Musik, Cheerleader und jubelnde Zuschauer. Sehr, sehr schön. Annike hat sich diesen „Zirkus“ verdient. Sie hat heute gezeigt, wie man einen Marathon läuft.


Auf der Heimfahrt ist dann Friede, Freude Eierkuchen angesagt. Wir erzählen uns unserer Laufgeschichten vom Rennen und lachen um die Wette. Kurz bevor wir zu Hause sind, bekommt Annike noch Appetit auf Fisch und wir halten an der Winzenburger Fischhütte, um etwas einzukaufen. Nach dieser Leistung heute werden natürlich alle Wünsche erfüllt. Wir sind mit hohen Erwartungen nach Magdeburg gefahren. Dort haben wir sie erfüllt und nehmen sie jetzt als Erinnerungen mit in unser Leben. Egal, was noch passieren wird, diesen Tag nimmt uns niemand mehr weg. Das werden wir in Zukunft noch genießen. Ganz sicher…



Thomas Knackstedt


Allgemeine Datenschutzerklärung

    

Durch die Nutzung unserer Website erklären Sie sich mit der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Daten gemäß der nachfolgenden Beschreibung einverstanden. Unsere Website kann grundsätzlich ohne Registrierung besucht werden. Dabei werden Daten wie beispielsweise aufgerufene Seiten bzw. Namen der abgerufenen Datei, Datum und Uhrzeit zu statistischen Zwecken auf dem Server gespeichert, ohne dass diese Daten unmittelbar auf Ihre Person bezogen werden. Personenbezogene Daten, insbesondere Name, Adresse oder E-Mail-Adresse werden soweit möglich auf freiwilliger Basis erhoben. Ohne Ihre Einwilligung erfolgt keine Weitergabe der Daten an Dritte.


 

Impressum: Thomas Knackstedt, Deutschland,  31073 Delligsen, Hainbergstraße 2.